Gott erschuf den Menschen, weil er vom Affen enttäuscht war.
Danach verzichtete er auf weitere Experimente.
                                               [Mark Twain]

 

 

Der schwedische Arzt Axel Munthe hat die Klugheit von Hunden einmal kundig beschrieben: "Es gibt auch dumme Hunde, obwohl der Prozentsatz weit geringer ist als beim Menschen." Wie intelligent Hunde wirklich sind, zeigen neue wissenschaftliche Studien. "Der Hund schneidet in vielen Lerntests besser ab als Schimpansen oder Gorillas und entwickelt vor allem exzellente Kommunikationstalente", heißt es in einem Beitrag des Magazins "Gehirn & Geist" zu diesem Thema

 

 

Das Potenzial der Hunde kann sich nur in ihrer sozialen Gruppe entfalten", sagt der Biologe Vilmos Csányi von der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest. Er leitet dort die weltweit größte Arbeitsgruppe zur Erforschung des Verhaltens von Hunden.

 
Was sagen uns diese drei Darlegungen?? Das wir wohl mehr als oft im Umgang mit dem Hund baden gehen. Nach Mark Twain zu urteilen sind wir eine recht einfache, leicht schusselige Spezies. Munthe äußert sich mit etwas Ironie und der Biologe Vilmos Csányi weist uns auf einen wichtigen Gesichtspunkt hin.
Nach unserer Definition wird ausgedrückt, das wir Zweibeiner begreifen müssen, das wir nicht etwas  ganz besonderes darstellen, der Hund weit mehr Potential in psychischer Hinsicht aufweist und das er alles gibt wenn er eingebunden ist in ein soziales Geflecht. Ob innerhalb eines Hunderudels oder aber in einer menschlichen Familienstruktur. 
Nach allgemeiner Meinung hierbei ganz unten, eine Art Sklave/Befehlsempfänger. Diese Form der Haltung / Erziehung ist weit verbreitet. Natürlich hat er seinen Platz innerhalb der Familie doch hierbei nicht instrumentalisiert die Rolle des absolut Letzten spielen zu müssen. Wird dies in dieser Form umgesetzt so erhält man einen recht unglücklichen Vierbeiner da er diktatorische Strukturen nicht versteht. Er lehnt sich oder aber gibt sich auf. 
Ein ungesundes Umfeld das dazu führt das es fortlaufend zu Missverständnissen kommt, der Begriff "Unberechenbarkeit" schnell im Raum steht.
 

Wer ist denn hier unberechenbar??

Betrachten wir ein Hunderudel. Es ist einerseits hierarchisch gegliedert, andererseits eine dynamische Sozialgemeinschaft. Aufgabenteilungen können sich wandeln, werden Aufgabenbereiche gut bewältigt so ist die Anerkennung des Rudels sicher. Klappt es nicht so gut so wird gewechselt. Zumeist ohne das es bemerkt wird.
Wichtig letztendlich die Zufriedenheit aller. Es muss halt "laufen". Konflikte, in abgeschwächter Form gibt es, werden geregelt. Zumeist reicht ein durchdringender Blick, ein Knurren und fertig.
Trotz solch Maßregelung ist zu beobachten das keines der Rudelmitglieder in letzter Instanz irgendwo ganz unten angesiedelt wird. Ein "Aussätziger" mit dem man alles anstellen kann. Das sollte uns zu denken geben.
Bedingt dadurch das selbst der scheinbar niedrig angesiedelte Vierbeiner sehr wohl auf Grund seiner ihm eigenen Fähigkeiten geschätzt wird findet er seine innere Ruhe.
Ist nicht mit sich und der Welt völlig unzufrieden. OK, manchmal hadert er schon, doch es bleibt bei einer Augenblicksaufnahme. Er ist auf Grund der Konstellation berechenbar.
 
Im Rahmen der Erziehung sollte also immer im Blick gehalten werden das der Hund nicht reduziert wird auf Befehle, Befehlsfolgen. Zu oft wird das als das Non Plus Ultra gesehen. 
 
Wobei hierbei das Augenmerk nicht auf den Hund sondern auf die Ansprüche des Menschen gerichtet sind. Leider mehr als oft um persönliche Befindlichkeiten zu kaschieren.
Sitz, Platz, bei Fuß machen Sinn wenn sie sinnvoll angewendet werden, nicht aus dem Hang heraus fortlaufend Macht demonstrieren zu wollen. 
Wie schon mehrfach beschrieben stellt ein Gefüge das  in Form eines Familienverbandes (Sozialverband) besteht eigentlich optimale Voraussetzungen dar..
Nun... eine Definition dazu eigentlich nicht schwer, sollte man meinen. 
 
In Anbetracht der Tatsache jedoch das es innerhalb familiärer Strukturen bei uns Zweibeinern mittlerweile auch mehr drunter und drüber geht, Erzieherinnen im Kindergarten, Lehrer in der Schule diese an sich Tätigkeiten der Eltern in nicht geringem Umfang übernehmen müssen wird es schwierig zu erklären.
Dabei ist es mit einem Begriff leicht umschrieben = "natürliche Autorität" 
Immer wieder wird Autorität dargestellt mit Gewalt, unten halten. "Ich befehle, der Rest hält die Schna..."!
Natürliche Autorität hingegen vermittelt dem Hund, wie auch dem Kind Sicherheit. Er/Es weiß genau welche Rahmenbedingungen gelten, welcher freie Spielraum gegeben ist, Freiräume um sich selbst zu entfalten. Von unserer Seite Hilfestellung, Bestätigung. Werden Grenzen nicht eingehalten Tadel. Hierbei klar definiert und nicht durch endlose Diskussionen verwässert.

Ihr Menschen habt doch mehr Probleme mit Euch selbst!

Da auch der Schreiberling vor Jahrzehnten ein Kind war kann dieser wie folgt festhalten:
An längere Gespräche, Darlegungen existieren keine Erinnerungen mehr, an direkte, kurz definierte Maßregelungen jedoch bis auf die Sekunde genau.
Heutzutage wird zuviel gequatscht, zuviel gemutmaßt, zu wenig gehandelt. Wenn innerhalb des Rudels Fehler gemacht werden so werden diese sofort und direkt bestraft.
Archaisch, doch noch in heutiger Zeit verständlicher als jede ellenlange Ausarbeitung. 
Immer fehlerhaft zu jeder Zeit ist der Hang den Begriff Autorität dahingehend zu missbrauchen um imaginäre Macht auszuüben. Leicht durchschaubar, es hat mit Autorität nichts zu tun sondern ist dem Begriff Despot zuzuordnen. 
Natürlich kann es auch mal laut und seeeehr direkt werden. Das nimmt der Hund an, reagiert sofort und trotzdem gibt es keinen Jota an Vertrauensverlust. Er weiß ganz genau das es einen Grund dafür gab, ist andererseits in der Lage einzuschätzen, das Grundvertrauen wird nicht angekratzt.
Nun gibt es natürlich all die Schlauberger die da meinen das es doch nur ein Tier sei, nicht denken kann, alles rein instinktiv etc. Sorry, wer noch auf diesem vierhundert Jahre alten Level herumkrebst muss sich fragen lassen ob er die Entwicklung verschlafen hat.
 
Freunden sie sich mit dem Gedanken an das ihr Vierbeiner kein verblödeter Dussel ist. Jeder gescheite Hundeausbilder wird Ihnen blumenreich darlegen können das nicht der Hund sondern vor allem der Halter ausgebildet werden muss.
Der Hund kann alles, will alles und wir müssen lernen dem Hund begrifflich zu machen was er tun soll oder aber nicht. Und natürlich, gleichsam dem Zweibeiner gibt es sehr intelligente wie auch unglaublich dumme Vertreter der jeweiligen Art.
Die Märchen, Mutmaßungen, der Aberglauben den Hund definierend sind in ihrer Zahl unüberschaubar. Das es Hunde  trotzdem mit uns aushalten grenzt mehr als oft an einer Sensation. Hang zum Fatalismus? 
Wunschvorstellungen das der Hund zu reagieren hat wie eine Maschine, in Sekundenbruchteilen Sitz/Platz/bei Fuß. In der Wohnung ab in die Ecke. Behandelt wie ein Gegenstand, ohne das er Hund sein darf, sein Verhalten ausleben ... Wie auch wenn die Kenntnisse dazu nicht vorhanden sind und auch kein Wille besteht zu verstehen = Probleme mit dem Vierbeiner vorprogrammiert.
Es wird weiter gemutmaßt, geredet ohne Ende, die drolligsten Ausflüchte erfunden. 
Also like dem heutigen Geschehen... keine klare Linie die Vertrauen und Sicherheit fördert. 
 
Das Grundverständnis dem Hunde gegenüber wird nicht gegeben durch den Erwerb eines Hundes! Auch nützt nicht die reine Theorie denn der Hund ist definitiv kein Bauteil mit dazugehöriger Betriebsanleitung. Der Hund ist vielschichtig, im Verhalten differenziert, doch klar strukturiert. Wenn die Individualität, die psychischen, physischen Fähigkeiten, der Begriff das durch die Sinnsorgane (mehr Geruchs ,- gehörorientiert) andere Prioritäten gelten ... Wenn das verinnerlicht, verstanden wird, so ist die Erziehung kein unüberwindliches Problem.
Wenn dem Hund vermittelt wird das er verstanden, geschätzt, geachtet, beachtet wird so wird er alles tun um es recht zu machen. Er wird sich regelrecht verbiegen.
 
Grundsätzliches mal zum "Ende".
Wenn der Wunsch aufkommt sich einen Hund in anzuschaffen so sollte sich ein jeder einer Selbstprüfung unterziehen. Er/Sie sollte sich fragen ob die psychische Stabilität für solch eine Aufgabe vorhanden ist. Fühlt man sich sicher in der Form auch wirklich zu wissen was man tut oder basiert es auf reinem Wunschdenken?? Die arrogante Form = ist ja nur ein Hund = vorprogrammierte Probleme. Die Tierheime sind voll mit solchen Versuchshunden!
Die frohlockende Aussage das man schon immer einen Hund hatte... nicht schlecht, doch wenn diese Haltung geprägt war von völlig überkommenen Vorstellungen, dem Hang heraus eine Art Möchtegernmacho darzustellen = peinliche Vorstellung, Therapie wäre besser. 
Benötigt wird Sicherheit, inneres Gleichgewicht, Wissen um das Tun. Die Techniken um einem Hund ... eigentlich völliger Nonsens da er es eh kann... das  z.B."sitzen" beizubringen sind vielfach beschrieben.
Ganz ehrlich. Setzt sich der Hund und ich gebe ihm einen Begriff dabei zu Gehör weiß er recht schnell was gefragt ist. 
Doch dieser Themenbereich ist nicht Sinn der Darlegung. Es soll vermittelt werden das die Grundeinstellung überdacht evtl. revidiert und verinnerlicht wird. Ein nicht unerheblicher Anteil der Hundehalter haben Probleme mit ihrem Hund. Wirklich? Ist es nicht zumeist so das der Hund Probleme mit seinem Halter hat da dieser sich außer Stande sieht dieses vierbeinige Lebewesen zu verstehen?!
Gefangen in einfachen Denkmustern, nicht in der Lage auf das geforderte Niveau zu kommen... Mmmmhhh... Es gibt eine Lösung... Lassen Sie es einfach. Sicher, das ist nun wirklich frech. Aus dem Wissen heraus das Hunde psychisch sehr komplex sein können nervenschonend, erspart Enttäuschungen.
 
Und wie läuft es bei dem Verfasser dieser Zeilen??
 
Es gibt Rahmenbedingungen, großer Freiraum. Die Hunde liegen mit im Bett, sitzen auf der Eckbank. Sie dürfen sich artikulieren und geben sogar "Widerworte". Sie äußern Wünsche und freuen sich diebisch wenn es ihnen geglückt ist das Objekt der Begierde zu bekommen. Teilen mit wenn sie hungrig sind, wann sie draußen toben wollen und natürlich zeigen sie an ob sie ein Spiel wünschen mit uns Zweibeinern.
Sie können sitzen, sich legen, sie kommen wenn sie gerufen werden usw. Sie machen Platz damit auch wir uns setzen oder legen können auf die Eckbank, im Bett. Ohne Murren, ohne auch nur einen Ansatz von Aggression. Die Kommunikation erfolgt verbal wie auch über Körpersprache. Da wir in einem Familienverband leben bedarf es insgesamt keiner großen Worte. Jeder kennt Jeden bis auf die kleinste Nuance überhaupt. Jeder kennt seinen Platz in dem Gefüge, jeder weiß das ihm Achtung entgegengebracht wird. Es ist ein entspannter Umgang der Besuchern nicht auffällt. Zwangsläufig denn Besuch bedeutet Aufregung.
Für Außenstehende wirkt unsere kleine Herde etwas chaotisch, im Alltag ist es eine fest gefügte Gruppierung die in sich ruht.

Problem bereitet mir nur das fehlende Kopfkissen!

Nein wir lehnen militärischen Drill ab, halten indes weit mehr davon das gesetzte Grenzen eingehalten werden. Das gibt dem Hund die Freiheit sich zu entfalten. Werden ihm bekannte Grenzen überschritten erfolgt sofort und direkt Tadel.  Kein Gesäusel, sondern direkt und je nach Tun mehr oder weniger scharf. 
Da ein Hund mehr Interesse daran hat nicht negativ betrachtet zu werden wird er sich einfügen ohne das sein Vertrauen uns gegenüber eingeschränkt wird. Und genauso sehen die Interaktionen innerhalb des Rudels aus. Kein Vierbeiner beginnt eine Diskussion über Sinn und Zweck eines nicht gewünschten Tun. Sofortige, der Situation angemessene, Reaktion und fertig.
 
Und deshalb bleibt uns völlig unverständlich warum das Zusammenleben mit den Vierbeinern problematisch sein könnte. Mit ein bisschen Verstand, Beobachtungsgabe, Einfühlungsvermögen und - in ständiger Wiederholung - Wissen um das Lebewesen Hund an sich, gestaltet sich das Zusammenleben angenehm.
Darüber hinaus lernt man fortlaufend miteinander wie auch voneinander. Hunde sind soziale Lebewesen, hierbei sehr differenziert, geradezu spannend.
Der Begriff: "differenziert" sollte hierbei sehr ernst genommen werden. Es gibt nicht Das Verhalten! Die Einengung auf einfache Formeln ist uns Menschen genehm, doch passt nicht. Es sieht so aus  wenn der Hund darauf reduziert wird. Gibt man ihm Freiheit sich zu entwickeln so können ganze Berge von schlauen Hundebüchern zum Altpapier gegeben werden. Schemata passen einfach nicht, denn die Vielschichtigkeit ist kaum in Sätze zu fassen. 
 
 
Der Hund, im Gegensatz zu einer Maschine lebt! Er ist nicht gefesselt in einem engen Korsett. Er kann sich entwickeln um so mehr Entwicklungsmöglichkeiten er hat.
Demnach ist es auch mir/uns unmöglich genaue Abschätzungen zu treffen, ein fortlaufender Lernprozess, gespickt mit Überraschungen. So auch die Erziehung zu einem Hund der sich in die Sozialgemeinschaft einfügt denn,  was gibt es Schöneres wenn der Hund bzw. die Hunde einem offen zeigen das sie Vertrauen haben, Kontakt suchen. Körperbetont ohne irgendwelche Spannungen, ohne das sie dazu aufgefordert werden müssen. Sie uns an ihrem Leben, ihrem Fühlen, ja auch an ihrem Denken teilhaben lassen , aus eigenem Antrieb und viel Verständnis für unsere - durch welche Faktoren auch immer - etwas engstirnige Art zu Denken??
Durch dieses Vertrauensverhältnis gestaltet sich ein Miteinander das ohne Drill ohne Abrufen fortlaufender Befehlsfolgen funktioniert. 
Hunde sind nun einmal nicht dumm... bei uns Menschen hingegen sind wir uns hin und wieder gar nicht so sicher.
 

 

Uwe Hermann

Created&Copyright© by Uwe Hermann &Marina Hengstler 1996-2013